Weiter auf den Spuren von Herbert Lange – Herbstfahrt nach Chelmno und Lodz

Das Thema Herbert Lange lässt uns weiterhin keine Ruhe. Von manchen Dingen muss man sich vor Ort selber ein Bild machen, um eine Vorstellung vom tatsächlichen Geschehen zu bekommen.

Von Posen aus erreicht man nach 150 Kilometern in anderthalb Stunden Fahrt über die Autobahn 2 die kleine Ortschaft Chelmno nad Nerem (Kulmhof am Ner). In der Ortsmitte befindet sich direkt an der Durchgangsstraße ein Parkplatz. Von hier fällt der Blick bereits linker Hand auf die Pfarrkirche des Dorfes auf dem Hochufer des Ner: Diesen Blick kennt man etwa aus Claude Lanzmanns Film-Dokumentation „Shoah“. Rechter Hand geht es auf das Gelände des ehemaligen Herrenhauses, das am 07. April 1943 von den deutschen Besatzern zerstört wurde.

Durch den Keller des ehemaligen Herrenhauses wurden von Dezember 1941 bis März 1943 die ahnungslosen Opfer in die am Ende des Ganges bereitstehenden Gaswagen getrieben. Heute blicken die Besucher von einem begehbaren, niedrigen Gerüst aus direkt auf diesen „Korridor des Todes“, an dessen Ende unweigerlich der Erstickungstod im Gaswagen wartete. Man befindet sich unmittelbar an der Stelle, an der in der Geschichte der Menschheit erstmals ein industrialisierter Massenmord initiert wurde.

Einige Schritte weiter hat sich der Speicher des Gutes erhalten. Gegenüber befindet sich ein Museumsgebäude mit einer Ausstellung und einer Bibliothek zum Lager Chelmno.

Ab September 1941 führten Mitglieder des „SS-Sonderkommando Lange“, benannt nach dem SS-Hauptsturmführer Herbert Lange von der Gestapoleitstelle Posen, auch im Warthegau Massenerschießungen an Juden durch. Ab Dezember 1941 leitete Herbert Lange als erster Kommandant dieses erste Vernichtungslager und war hier für die Ermordung Zehntausender Juden, Roma und Sinti verantwortlich. Er wurde im März 1942 durch den zweiten Kommandanten des Lagers Chelmno, Hans Bothmann (1911 – 1946), abgelöst, den er anschließend noch fünf Wochen einarbeitete. In der Dauerausstellung wird Herbert Lange auch hier seiner Verantwortung als maßgeblicher Täter entsprechend dargestellt.

Räumlich wesentlich ausgedehnter ist die Gedenkstätte knapp 5 Kilometer in Richtung des Städtchens Koło, an dem Ort, wo die toten Opfer verscharrt und später verbrannt wurden. Man erreicht das sogenannte „Waldlager“ auf dem Weg, den seinerzeit auch die Gaswagen genommen haben. Für die Zeit der Tätigkeit Herbert Langes in Chelmno geht man von annähernd 70.000 Toten aus.

Der Bahnhof in Koło, über den ein Gutteil der Opfer ins Vernichtungslager gelangte, ist baulich unverändert. Ein Besuch dort vermittelt einen weiteren Eindruck der Abläufe und Entfernungen.

Gut 80 Kilometer weiter südöstlich gelangt man über die A2 nach Lodz, die heute mit 652.000 Einwohnern viertgrößte Stadt Polens. Lodz war zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein kleines, unbedeutendes Dorf mit weniger als 500 Ortsansässigen. Nur ein Jahrhundert später war es eine pulsierende Metropole mit über 600.000 Einwohnern. Außer in Warschau lebten vor dem Zweiten Weltkrieg in keiner anderen europäischen Stadt so viele Juden wie in Lodz, dem „Manchester des Ostens“. Die 223.000 Juden stellten ein Drittel der Bevölkerung der Textilstadt. In den Jahren 1939 bis 1944 gab es hier das „Ghetto Litzmannstadt“. Es war das am längsten existierende nationalsozialistische Ghetto und nach der Zahl der Gefangenen nach dem Warschauer Ghetto das zweitgrößte in Polen. Während sich vom Ghetto Warschau nach den Kriegsereignissen lediglich einige Fragmente (etwa an der Ulica Prozna gegenüber den Sächsischen Gärten) erhalten haben und das Gebiet heute modern überbaut ist, haben sich in Lodz etliche Gebäude sowie die grundlegenden Strukturen erhalten, so dass man einen umfassenden Eindruck von den stadträumlichen Gegebenheiten bekommt. Wobei es beklemmend ist, sich 1:1 an den Orten zu wissen, die man von den zahlreich überlieferten photographischen Aufnahmen aus der Ghetto-Zeit kennt.

Auf das Gebäude Kirchplatz 4, in dem sich Büros der Ghettoverwaltung befanden, ging der Blick von einer der Ghetto-Brücken aus. Hier wurde u.a. die Ghetto-Chronik zusammengestellt.

Überdauert hat als Bestandteil des Ghettos der 1892 angelegte Neue Jüdische Friedhof. Heute ist er von der Zahl der Grabstätten her der größte erhaltene jüdische Friedhof Europas. Neben prachtvollen Mausoleen von Industriellenfamilien wie den Poznanskis oder Silbersteins und vielen künstlerisch aufwendig gestalteten Gräbern im älteren Teil der Nekropole gibt es ein anonymes Gräberfeld, auf dem mehr als 40.000 Opfer des Ghettos Litzmannstadt bestattet sind. Auf dem alten Teil des Friedhofes befindet sich das Grab des Dawid Sierakowiak (1924-1943), der mit seinen Aufzeichnungen aus den Jahren 1941/42 ein bewegendes Zeitdokument hinterlassen hat. Bewahrt hat sich auch die jüdische Trauerhalle, in der eine Ausstellung mit Photographien aus dem Ghetto zu sehen ist.

Vom Bahnhof Radegast gingen ab Januar 1942 die Züge in die Vernichtungslager, nach Chelmno und später nach Auschwitz. Vor dem originalen hölzernen Bahnhofsgebäude, in dem sich heute ein kleines Museum befindet, steht ein Zug aus der Zeit. Eine eindrucksvolle moderne Gedenkstätte ergänzt den Ort.

Abschließend zwei Buchhandlungsempfehlungen:

Die Buchhandlung E.Stompel in der Ulica Piotrkowska 11 in Lodz: direkt am großen Boulevard der Stadt gelegen. Gut sortiert mit englischsprachiger Literatur und Büchern zur Stadtgeschichte. Ansprechendes Angebot an besonderen Postkarten.

Book Shop „As you like it“, Emilii Plater 4, 00-125 Warszawa: unsere Lieblingsbuchhandlung in Warschau. Wirklich kleiner Buchladen mit großer Auswahl an englischsprachiger Literatur. Angenehmes Umfeld mit hoher Aufenthaltsqualität.

Fotos: Peter Hoffmann

Zum Schnurren schön

Ein ungewöhnlicher Gast erkundete dieser Tage die STRANDLÄUFER Verlagsbuchhandlung: Die rotgetigerte Ruby kam mit ihrem Frauchen von Hiddensee und brauchte dringend eine kleine Pause von ihrem geräumigen Reisekörbchen. Im Buchladen durfte sie kurz aussteigen und sich die Beine vertreten, was das zweijährige Energiebündel gerne in Anspruch nahm. Voller Neugier erkundete die Katzendame die 24 Quadratmeter und vergaß auch die hohen Regale nicht. Frauchen konnte sich inzwischen in Ruhe nach frischen Büchern umschauen. Nach etwa 15 Minuten hatte Ruby die aufgestaute Energie abgebaut, ließ sich schnurrend schmusen und kehrte bereitwillig in ihr Körbchen zurück. Weiter ging die Reise.

Diese bezaubernde Stippvisite festigte einmal mehr die These, dass Katzen und Bücher einfach gut zusammenpassen.

Ruby erkundete nach Herzenslust die STRANDLÄUFER Verlagsbuchhandlung und zeigte neugieriges Interesse für alles und jeden. Fotos: privat

Grandioser Abend mit Christoph Hein

Einen grandiosen literarischen Abend erlebte das Stralsunder Publikum im ausverkauften Löwenschen Saal bei der Lesung mit Christoph Hein. Der Autor, der auf eine fast 50-jährige erfolgreiche Schriftstellerkarriere zurückblicken kann, las aus seinem neuesten Roman „Das Narrenschiff“ und zog die Zuhörer von der ersten Seite an in seinen Bann. Das Publikum sang sogar mit ihm – in diesem Fall Heinrich Heines „Lied von der Loreley“ – und fühlte sich tief bewegt von der Zugabe aus dem Bändchen „Alles, was du brauchst im Leben“. Anschließend erfüllte Christoph Hein geduldig alle Autogrammwünsche und stellte sich dem Medieninteresse.

Der namhafte Gast nutze seinen ersten Besuch in Stralsund zu einem Familientreffen mit seinen Geschwistern. Die kleine Gruppe erkundete am Wochenende die Altstadt. STRANDLÄUFER-Autorin Katrin Hoffmann führte sie sachkundig zu historischen Highlights und Kulturamtsleiterin Steffi Behrendt ermöglichte sogar eine Besichtigung des Tapetensaales im Welterbehaus.

Die STRANDLÄUFER bedanken sich herzlich bei allen, die zum Gelingen dieses Abends beitrugen – allen voran die Stadtbibliothek Stralsund, mit der man sich die organisatorische Arbeit teilte. Wir hoffen, dass Christoph Hein und seine Familie den Aufenthalt in Stralsund ebenso gut in Erinnerung behalten werden wie die Gäste des Abends seine Lesung.

Unermüdlich erfüllt Christoph Hein im Anschluss an die Lesung Autogrammwünsche. Foto: privat

Die Nachwuchsriege der STRANDLÄUFER Verlagsbuchhandlung, Alexander Igelbrink, Eva Hoffmann und Henriette Janz, leisteten ganze Arbeit am Büchertisch.
Foto: privat

Christoph Hein und seine Familie erkundeten beim Stadtrundgang auch die STRANDLÄUFER Verlagsbuchhandlung. Alle deckten sich reichlich ein mit Stralsund-Literatur.
Foto: privat

Schaufenster mit Autorenfütterung

Was passiert, wenn das Schaufenster zurückguckt? Großes Gaudi dieser Tage vor und in der STRANDLÄUFER Verlagsbuchhandlung: Zur Premiere des gerade erschienenen neuen Stralsund-Krimis bezieht Autor Peter Hoffmann seit einigen Tagen stundenweise Stellung direkt im Schaufenster. Und damit er sich dort nicht langweilt oder gar die Passanten erschreckt, wird er mit Kaffee und Kuchen gefüttert. Gerne signiert Peter Hoffmann dann auch den druckfrischen Roman „Echte Strunken“, der am 2. September 2025 aus der Druckerei gekommen ist. Was echte Strunken sind? Eine ganz spezielle Art von Mitmenschen, die den Stralsundern wohl bekannt ist. Die Handlung führt den Leser übrigens ins Kleingarten-Milieu, wo echte Strunken prächtig gedeihen.

Fotos: Katrin Hoffmann

Die Elenden von Lódz

„Die Elenden von Lódz“ titelt ein Roman des schwedischen Autors Steve Sem-Sandberg über das jüdische Ghetto in Lódz (Litzmannstadt), der im Jahr 2011 bei Klett-Cotta auf Deutsch erschien. In diesem einzigartigen vielstimmigen Roman, der das Leben zahlreicher Ghettobewohner porträtiert und ihnen so einen Namen und ein Schicksal gibt, stellt Sem-Sandberg die Frage nach den Mechanismen der Unterdrückung, dem Moment, in dem die Anpassung unerträglich wird.

Das Ghetto Litzmannstadt und das Schicksal seiner Bewohner ist eng verbunden mit dem ersten Vernichtungslager in Chelmno (Kulmhof), dessen erster Kommandant Herbert Lange war. Herbert Lange gilt als eine der Schlüsselfiguren des Holocaust. Chelmno als Standort der ersten Vergasungsanlagen wurde im Gedächtnis der Menschheit zum Synonym für Unmenschlichkeit und Zivilisationsbruch. Herbert Lange wuchs in der Mönchstr. 38 in Stralsund auf, dem heutigen Museumshaus, in dem wir seit 2014 die STRANDLÄUFER Verlagsbuchhandlung betreiben. Genau dort, wo vormals Langes Mutter ihr Ladengeschäft betrieb. Seit Bekanntwerden dieser direkten persönlichen Verbindung im vergangenen Jahr haben wir uns eingehend damit befasst, wie wir mit dieser Tatsache umgehen sollen. Nach umfassenden Recherchen und dem Austausch mit Fachleuten namhaften Erinnerungsstätten sind wir zu der Erkenntnis gelangt, für einen möglichst aktiven und transparenten Umgang mit der Tätergeschichte Herbert Langes einzutreten.

Um so willkommener war da die Einladung des Kunst- und Kulturvereins „Alte Kalkbrennerei“ für eine Veranstaltung am Tag des offenen Denkmals am 14. September 2025, der wir gerne gefolgt sind. Der Kalkbrennerei-Verein hat EIGENTUM als Jahresthema erwählt und nähert sich aus verschiedenen Richtungen und mit unterschiedlichen Formaten diesem Gegenstand.

Das Thema EIGENTUM ist in den Wechselfällen der Geschichte der einstigen multikulturellen Industriestadt Lódz immer wieder zentrales Thema. Die Nationalsozialisten organisierten einen beispiellosen Raubzug mit dem Ziel der skrupellosen Aneignung jüdischen Eigentums, in dem auch schließlich das Vernichtungslager Chelmno seine Funktion hatte. Peter Hoffmann stellt den Roman von Steve Sem-Sandberg vor und berichtet über seine bisherigen Recherchen zum Themenkreis.

Lesungsort: Villa Kalkbrennerei, Franzenshöhe 2, 18439 Stralsund

Lesungsbeginn: 12 Uhr (Lesungsdauer: ca. 1 Stunde)

Anlässlich des Tages des offenen Denkmals finden (mit Ausnahme des Lesungstermins) von 10 bis 18 Uhr stündlich Führungen rund um die Villa Kalkbrennerei statt: eine Gelegenheit, diesen besonderen Ort näher kennenzulernen.

Fort VII in Poznań

Der Eingang in die KZ-Gedenkstätte Fort VII in Poznań. Ein ebenso eindrucks- wie würdevoller Ort.

Seit bekannt wurde, dass der Massenmörder Herbert Lange in der Mönchstr. 38, wo sich heute unsere Buchhandlung befindet, aufgewachsen ist, lässt uns das Thema nicht mehr los. Deshalb unternahmen wir im August eine Exkursion nach Polen und fanden in Poznań eine ebenso eindrucks- wie würdevolle Gedenkstätte.

Das Fort VII („Fort Colomb“) ist ein Teil der in den 1870er-Jahren errichteten Festung Posen, in dessen Anlagen nach der deutschen Besetzung bereits Anfang Oktober 1939 das erste Konzentrationslager auf polnischem Boden errichtet wurde. Die Festungsanlage am Posener Stadtrand war durch einen tiefen Graben und hohen Festungswall abgesichert, der überdies durch einen Eisenzaun und Drahtverhaue verstärkt wurde. Die Kasematten waren von einem großen Innenhof aus zugänglich.

Als erster Leiter war für wenige Tage der SS-Untersturmführer Herbert Lange verantwortlich. Das Fort VII war das größte Vernichtungslager für polnische Intellektuelle im Warthegau. Grundlage hierfür waren bereits vor Kriegsausbruch erstellte Proskriptionslisten. In den letzten Oktobertagen bis Ende November 1939 ermordeten die deutschen Besatzer unter dem vermuteten Kommando von Herbert Lange in einem Bunker der Anlage etwa 300 Patienten aus polnischen Kliniken durch den Einsatz von Kohlenmonoxid. Im deutschsprachigen Begleitheft der Gedenkstätte heißt es dazu: „Es sei darauf hingewiesen, dass in Fort VII zur Massenvernichtung von Zivilisten erstmals Gas eingesetzt wurde.“

Das Fort VII ist nach vielen Jahren des Leerstands und der Verwahrlosung heute eine wirklich hervorragende Gedenkstätte. Die Anlage und Räumlichkeiten werden durch mehrsprachige Informationen den Besuchern erläutert. Und uns als Besuchern wurde schnell klar: Der Name Herbert Lange ist hier wohl bekannt – genau wie die lange Liste der NS-Täter, die hier ihre Opfer quälten und ermordeten.

Herbert Lange wird in der Ausstellung mehrmals als das erwähnt, was er war: ein NS-Verbrecher. Auch in diesem Raum, der der Vergasung von polnischen Patienten gewidmet ist, wird seine Verantwortung deutlich dokumentiert. Fotos: Peter Hoffmann

Ein kleines Lädchen für einen großen Romancier

An einem schönen Spätsommer-Sonntag machten sich die STRANDLÄUFER auf in die Lausitz. Ihr Ziel: das Dörfchen Bohsdorf, genauer gesagt die Dorfstr. 37. Dort steht ein ganz besonderer Laden. DER Laden nämlich. Genau: der, in dem Erwin Strittmatter groß geworden ist. Und den er groß gemacht hat mit seinem dreiteiligen Roman „Der Laden“.

Die Zeiten, als in Bohsdorf busladungsweise Neugierige ausgeladen wurden und den historischen Hof der Familie Strittmatter fluteten, scheinen vorbei. Aber an den drei Öffnungstagen in der Woche finden sich immer noch etliche Interessenten, die diesen literarisch verewigten Ort besichtigen wollen. Und überrascht sind, wie authentisch ihn Strittmatter beschrieben hat. Man meint, gleich die Anderthalbmeter-Großmutter um die Ecke wuseln zu sehen.

In Bohsdorf und Umgebung wissen sie, dass Erwin Strittmatter die Welt seiner Kindheit zu 90 Prozent genau beschrieb – und nur zu zehn Prozent flunkerte. Dass man sich davon bis heute überzeugen kann, ist Strittmatters Bruder Heinrich zu verdanken, der das Gehöft der Familie bis zu seinem Tode behütete und anschließend der Gemeinde das Vorkaufsrecht einräumte. Und natürlich dem Strittmatter-Verein, der das Museum in Schuss hält und den Besuchern dies und das erklärt, was man über das Lädchen und den Roman wissen kann. Dafür zollen die STRANDLÄUFER den Ehrenamtlichen ihre ganze Hochachtung. Und wir drücken die Daumen, dass sich genügend Nachwuchs findet, diese bezaubernde Gedenkstätte für einen der größten deutschsprachigen Romanciers des 20. Jahrhunderts in die Zukunft zu tragen.

Buchkundschaften in Budapest

Diesen Sommer begab sich der STRANDLÄUFER-Nachwuchs nicht nur zum Vergnügen, sondern auch zum Auskundschaften der örtlichen Buchläden ins wunderschöne Budapest. Zwischen alten Fassaden, modernen Abkühlungen gegen die Hitze und jahrhundertealter Kultur verbirgt sich eine diverse Landschaft an Buchläden: In der Írók Boltja-Buchhandlung findet man die wichtigste ungarische Literatur gleich in mehreren Sprachen, der englischsprachige LibroShop-Bookstore ist perfekt sortiert und bietet für jede Leseratte die beste Urlaubslektüre. Und Massolit-Books verbindet ein leckeres Stück Kuchen mit Second-Hand-Literatur und neuen, kritischen Romanen – ein Kleinod für Studenten. Auch einen Besuch wert ist die Ervin-Svabó-Bibliothek, in der man für einen kleinen Eintritt die antike Bibliothekseinrichtung bestaunen kann.

Das wunderschöne Wenckheim-Palais aus dem 19. Jahrhundert beherbergt die Ervin-Svabó-Bibliothek. Sie gilt als die größte öffentliche Kultureinrichtung der ungarischen Hauptstadt. Foto: Eva Hoffmann

Projekt „Wort-Schatz“ ein voller Erfolg

Mit dem Schuljahr endete auch das Projekt „Wort-Schatz“, das die STRANDLÄUFER-Buchhändlerin Katrin Hoffmann und die Lehrerin Ines Köther im zweiten Halbjahr an der Montessori-Grundschule „Lambert Steinwich“ starteten. Woche für Woche nahmen die Kinder Bücher aus der „Wortschatz-Kiste“ mit nach Hause und trugen auf kleinen Zetteln unbekannte oder für sie besonders wohlklingende Wörter ein, die ihnen bei der Lektüre begegneten.

Kurz vor den Zeugnissen hatte Katrin Hoffmann die Klasse 1b ins Museumshaus Mönchstr. 38eingeladen. Zuvor hatte die Klassenleiterin die gesammelten Wortschätze ausgewertet und dabei viele neue Erkenntnisse gewonnen.

Was ist ein Gewölle? Wie bewegt sich ein Pferd, wenn es Tölt reitet? Wann benutzt man murmeln, quieken, nuscheln, jauchzen, zischen, prusten, meckern, kreischen oder glucksen, statt sprechen, sagen oder reden? Auf diese und ähnliche Fragen stießen die Erstklässler im zurückliegenden Schulhalbjahr. Sie erwiesen sich als eifrige Sammler, die unermüdlich ihren ganz persönlichen Wort-Schatz erweiterten. Aula, Augenweide, Antlitz, Lapislazuli – schöne Wörter fanden die Mädchen und Jungen reichlich bei der Lektüre aus ihrer „Wortschatz-Kiste“, die die Stralsunder Buchhändlerin Katrin Hoffmann mit Hilfe von Sponsoren zusammengestellt hatte. Auch Begriffe, die aus früheren Zeiten stammen, tauchten häufig auf den Wortschatz-Sammelkarten der Kinder auf: Kartoffeln klauben, Seifenlauge, Zinnen, Schilling, Tranlampe. Da musste man schon ein wenig in die Historie einsteigen, um diese Dinge zu erklären. Die Eltern taten das gern, versichert Klassenleiterin Ines Köther, die vom Erfolg dieses Projektes überzeugt ist. Die meisten halfen den Leseanfängern mit Vorlesen, aber einige Schüler konnten die Bücher schon alleine lesen, was eine enorme Leistung am Ende der 1. Klasse ist.

Ines Köther dokumentierte das Projekt sorgfältig und gibt die Wortschatz-Kiste jetzt an die nächste Klasse 1b der „Lambert Steinwich“ weiter. Katrin Hoffmann indes sucht erneut Sponsoren, um das gelungene Projekt weiteren Stralsunder Grundschulen anzubieten. „Und die Klasse von Frau Köther könnte eine Anschlussfinanzierung gebrauchen. Die Erweiterung des Wortschatzes ist eine lebenslange Aufgabe. Da könnten ihre Schüler auch in Klasse 2 neuen Lesestoff gebrauchen“, versprach die Buchhändlerin, sich um eine Fortsetzung des Projektes zu bemühen. Sponsoren, die die Lesefähigkeit der Kinder fördern möchten, können sich jederzeit in der STRANDLÄUFER Buchhandlung, Tel. 03831/6660555, info@strandlaeufer-verlag.de, melden. Und Grundschullehrer, die das Projekt übernehmen wollen, können den gleichen Kontakt nutzen. Alle Unterlagen stehen zur Verfügung.

Hein-Lesung ist ausverkauft

Die Stadtbibliothek Stralsund und die STRANDLÄUFER Verlagsbuchhandlung können mitteilen, dass die Lesung mit Christoph Hein am 19. September 2025 restlos ausverkauft ist. „Es hat keine drei Wochen gedauert, da waren die 199 Karten verteilt“, berichtet STRANDLÄUFER-Buchhändler Peter Hoffmann. Trotzdem möchte er allen Fans des Autors, die leer ausgegangen sind, Mut machen: An der Abendkasse lässt sich vielleicht noch ein Platz ergattern, denn erfahrungsgemäß nutzen nicht alle ihre Vorverkaufstickets dann auch tatsächlich. „Wir werden jedenfalls keinen Stuhl im Saal frei lassen“, versprach er.

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